^SERVICE
PRAXIS
Früher in vielen HiFi-Anlagen zu Hause, heute eher
Bühnen- und Studioanwendungen vorbehalten:
grafische Equalizer
G
r a f i s c h e E q u a l i z e r - w
i r k l i c h n u t z l o s ?
G
erade im High End-Bereich herrscht
oft Purismus und Spartanertum,
was die Klangregelung an Verstärkern
angeht. Einige Fans scheinen Bass- und
Höhenregler zu scheuen wie der Teufel
das Weihwasser. Begründet wird dies
vor allem durch die Phasenfehler, die bei
analogen Filternetzwerken unvermeidlich
sind. Dagegen agieren durchaus einige
Hersteller, die sogar kanalgetrennte
Regler einsetzen. Der legendäre Verstär-
kerentwickler James Bongiorno etwa war
ein Verfechter von Klangregelungen, die
er für unverzichtbar und deren Fehler für
erheblich kleiner als die Auswirkungen
durch Raumunzulänglichkeiten hielt, die
sich dadurch ausbügeln lassen.
Der Königsweg der analogen Klangre-
gelung mag ein parametrischer Equalizer
sein, dessen Einsatzfrequenzen sich fle-
xibel verschieben und in der Filtergüte
variieren lassen. Alternativ aber gibt es
grafische Equalizer mit regelbaren Bän-
dern pro Kanal, allerdings mit fixer Fil-
tercharakteristik und festen Einsatzfre-
quenzen. Letzterer „Makel“ lässt sich
am einfachsten beheben, indem man die
Anzahl von Frequenzbändern erhöht. So
ist ein grafischer Equalizer mit fünf (Ste-
reo-)Bändern eher eine „bessere“ Klang-
regelung, aber einer mit 30, 31 und noch
mehr Bändern pro Kanal (Terz-Equalizer)
schon ein Regelwerk, mit dem sich eini-
ges anstellen lässt. Es gab solche Geräte
früher von allen führenden HiFi-Anbie-
tern, heute sind sie als Neugeräte eher
im Studio- und PA-Bereich zu finden -
und dort überraschend günstig. Unter
200 Euro ist man mitunter schon dabei,
von Gebrauchtware ganz zu schweigen.
In Verbindung mit einer ebenfalls günsti-
gen Home-Lösung für Raumakustikmes-
sungen - etwa von XTZ, alternativ auch
ein Behringer-Messmikro plus Freeware
Audionet Carma - stellt ein solches Gerät
ein mächtiges Werkzeug dar, mit dem
sich gröbere Probleme schon eindämmen
lassen. Fällt etwa eine Raummode auf 60
Hertz, so kann man durchaus mal ver-
suchen, sie mit einem solchen Equalizer
deutlich abzumildern. Verzerrungen und
Rauschen sind (meist) vernachlässigbar.
Gute Kabel muss man aber einkalkulieren.
Ein Ersatz für digitale Raumkorrektu-
ren, die ohne Phasenfehler arbeiten und
zudem Zeitfehler (Gruppenlaufzeit) elimi-
nieren können, ist so etwas nicht, aber es
liegt auch kostenseitig um einen zweistel-
ligen Faktor darunter. Zudem kann man
einen solchen Entzerrer entweder über
eine Tape-Schleife jederzeit zuschalten
oder - auch etwa zwischen Vor- und End-
verstärker - überbrücken.
Pegelregler an Quellen, Vor- und Endstufen:
W ie stellt man die am besten ein?
Pegelregler, aber richtig
N
icht selten hat man es bei HiFi mit
Anpassungsproblemen zu tun. Eines
davon kann auftreten, wenn etwa eine
Quelle einen variablen Ausgangspegel hat
oder eine Endstufe die Einstellung ihrer
Eingangsempfindlichkeit zulässt.
Bei einer Quelle sollte der Pegel nach
Möglichkeit stets auf Maximum einge-
stellt sein. Dies reduziert auch die Aus-
gangsimpedanz auf das Minimum und
sorgt so für optimale Verhältnisse am
Beginn eines Signalwegs.
Anders sieht es beim Zusammenspiel
von Vor- und Endverstärker aus. Da in
aller Regel der Lautstärkesteller der Vor-
stufe das stets vorhandene Vollpegelsignal
lediglich abschwächt, andererseits aber
seinen kleinsten Kanalfehler (Gleichlauf)
im mittleren Bereich aufweist, sollte man
die Kombination so auslegen, dass die
meist genutzten Abhörlautstärken genau
in diesem Bereich liegen, also vielleicht
zwischen den Positionen „11“ und „13
Uhr“. Die Einstellung lässt sich über die
Pegelregler der Endstufe finden.
Eine andere Theorie geht davon aus,
dass die Endstufe bei voll aufgedrehter
Eingangsempfindlichkeit nicht nur in
Kombination mit dem Vorverstärker eine
zu hohe Anfangslautstärke erzeugt, sprich:
kleinere Pegel kaum wählbar sind, sondern
dass sich so auch nicht das Rausch- und
Klirrminimum ergibt, das eher im mitt-
leren Leistungsbereich liegt. Hier würde
sich konsequenterweise die Idealein-
stellung dann ergeben, wenn der bevor-
zugte Abhörpegel so justiert wird, dass
am Vorverstärker der gesamte Bereich
des Lautstärkestellers ausgenutzt, also die
Maximalstellung erreicht wird. In den
meisten Fällen sollten als Kompromiss
aller Übertragungsparameter die Pegel-
regler am Endverstärker auf -10 bis -20
dB gedreht werden. Mit der Einstellung
-10 dB in der Bi-Amping-Konfiguration
des Autors werden so zwischen „10“ und
„14 Uhr“ optimale Abhörbedingungen
erreicht.
Kabel einspielen
Z
um Thema, ob man Kabel lieber ein
paar Tage einspielen sollte oder schon
„frisch“ genießen kann, gehen die Mei-
nungen durchaus auseinander. Scha-
den kann es jedenfalls nicht, fabrikneue
Kabel vor kritischen Tests und Musik-
sessions erstmal ein wenig „abhängen“
und durchnudeln zu lassen. Ob nun
mit Dudelradio, Rauschen oder klas-
sischer Musik, ist eher nebensächlich.
46 STEREO 6/2014